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Laptop an – und los geht’s
Digitaler Klassenraum statt Präsenzunterricht: Die bft-Akademie hat sich coronabedingt auf neue Formen der Weiterbildung eingestellt. Leiterin Ira Roschlau erklärt im Interview, wie die Seminarteilnehmer davon profitie- ren – und welche Auswirkungen das auf die Zeit nach der Pandemie hat.
Die bft-Akademie hat in den vergangenen Monaten komplett auf digitales Lernen umgestellt – coronabe- dingt ja eher unfreiwillig …
Ira Roschlau: Das kann man so nicht sagen. Denn eigentlich hatten wir schon länger die Idee, einen Teil unseres Angebotes auf digitales Lernen umzustellen. Aber wie das so oft ist: Man kommt im Alltagsgeschäft nicht dazu, wenn der Druck fehlt. Den hat dann Corona erzeugt, da ab März 2020 gar keine Kurse mehr stattfinden konnten. Ahnend, dass es im Herbst wieder zu Ein- schränkungen kommen könnte, haben wir im bft-Akademie-Bei- rat überlegt, wie wir unser Programm digitalisieren können. In diesem Zuge haben wir nicht nur unsere Lernplattform überar- beitet, sondern gemeinsam mit allen Referenten ein Konzept für Online-Seminare erarbeitet.
Wie sieht das Konzept konkret aus?
Ira Roschlau: Ein Präsenzseminar lässt sich natürlich nicht 1:1 auf ein Online-Seminar übertragen. Zum Beispiel ist es viel ermüden- der und anstrengender, den ganzen Tag auf einen Monitor zu schauen statt in einem Raum mit anderen Teilnehmern und dem Dozenten zu sitzen. Deswegen haben wir die Seminare lieber auf zwei Vormittage statt auf einen ganzen Tag aufgeteilt. Das hat gleichzeitig den Vorteil, dass die Teilnehmer anschließend noch für das Unternehmen arbeiten können. Außerdem war uns wich- tig, dass die Online-Seminare kein Frontalunterricht sind, sondern weiterhin einen Workshop-Charakter haben. Aus diesem Grund haben wir die Kursgröße wie bei Präsenzschulungen auf maximal zwölf Personen beschränkt. Klein, aber fein.
Und die Teilnehmer müssen dann richtig mitmachen?
Ira Roschlau: Selbstverständlich. Die Dozenten binden sie wie in einem normalen Seminar ein, indem sie sie immer wieder direkt ansprechen oder Fragen in die Runde stellen. Unsere Videotele- fonie-Software Zoom ermöglicht außerdem Gruppenarbeiten. Dafür ordnet der Seminarleiter die Teilnehmer in kleine Gruppen ein und schickt sie in sogenannte Breakout-Rooms. Dort können
sie eine Aufgabe bearbeiten, sich austauschen und am Ende kommen wieder alle zusammen und man bespricht die Ergebnisse gemeinsam. Ich hatte schon Rückmeldungen von verwunderten Teilnehmern, die meinten: Bei Euch muss man ja richtig aufpassen und mitmachen, obwohl es online ist.
Wie erzeugen Sie eine offene Atmosphäre, wenn alle allein daheim vor dem Laptop sitzen und keiner sich kennt?
Ira Roschlau: Uns ist wichtig, dass sich alle mit richtigem Namen anmelden und ihre Kamera anhaben. Zu Beginn jedes Seminars gibt es außerdem eine kleine Vorstellungsrunde, damit die Teil- nehmer wissen, mit wem sie es jetzt in den kommenden Stunden zu tun haben. So entsteht, unserer Erfahrung nach eine offene vertrauensvolle Atmosphäre, in der alle bereit sind, sich aktiv ein- zubringen und vielleicht sogar von Problemen aus dem eigenen Unternehmen zu berichten und diese gemeinsam zu besprechen. Ziel unserer Kurse ist eben nicht nur die reine Wissensvermittlung, sondern auch der Erfahrungsaustausch.
Welche Vorteile sehen Sie noch im digitalen Lernen?
Ira Roschlau: Natürlich sparen die Unternehmer Reise- und Ho- telkosten, wenn ihre Mitarbeiter vom Büro oder von zu Hause aus an den Seminaren teilnehmen. Dazu kommt die Zeitersparnis, weil die Reisezeit und gegebenenfalls die Übernachtung wegfallen. Und durch die genannte Aufteilung der Seminare in halbe Tage lassen sich Fortbildungen viel besser in den Arbeitsalltag integrie- ren.
Welche Themen sind aktuell besonders gefragt?
Ira Roschlau: Vor Corona liefen bei uns die Seminare rund um das erfolgreiche Verkaufen besonders gut. Das ist aktuell eher weniger gefragt, weil das Thema während der Pandemie nicht im Fokus zu stehen scheint. Dagegen werden die neuen Kurse im Bereich Social Media sehr gut angenommen (Anm. der Red.: siehe Erfahrungs- bericht dazu in den bft-Nachrichten 1/2021). Aber wir haben noch ganz viele andere Themen im Programm wie Personalführung, Arbeitssicherheit und Warenwirtschaft gemeinsam mit unserem Kooperationspartner Huth. Das einzige Seminar, das wir nicht digi- tal abbilden können, ist Abscheidertechnik, weil man dazu einfach vor Ort sein muss, um sich die Technik anschauen zu können.
Die bft-Akademie hat vor der Pandemie neben klassischen Seminaren Inhouse-Schulungen bei Unternehmen vor Ort angeboten. Lässt sich das ebenfalls digital abbilden?
Ira Roschlau: Das ist natürlich möglich. Es gab bereits Teil- nehmer, die ein Seminar bei uns besucht haben und jetzt ihre Mannschaft ebenfalls in dem Thema schulen lassen. Solche speziellen Aufträge haben wir inzwischen ab und zu speziell für die Bedürfnisse eines Unternehmens konzipiert und durchgeführt. Aber auch hier beschränken wir uns aus den genannten Gründen bewusst auf eine Gruppenstärke von zwölf Teilnehmern.
Wie geht es weiter, wenn Corona vorbei ist? Bleibt das digitale Angebot bestehen?
Ira Roschlau: Ich denke, dass das Verhältnis zwischen Präsenz- und Online-Seminaren künftig bei 50:50 liegen wird. Manche Themen wie aktives Verkaufen oder Fahrzeugwäsche kann ich mir aber auch als Hybridveranstaltung vorstellen. Dabei findet die Wissensvermittlung im ersten Teil online statt und nach ein paar Wochen folgt der praktische Teil mit dem ganzen Kurs vor Ort. Ich bin überzeugt, dass dieses Vorgehen einen hohen Lernerfolg hat, weil sich die Inhalte des theoretischen Teils erstmal bei den Teilnehmern setzen können und dann im praktischen Teil wieder- holt, trainiert und ergänzt werden. Mit der Wahlmöglichkeit aus Präsenz-, Online- und Hybridveranstaltungen werden wir dann als bft-Akademie so aufgestellt sein, dass wir für jeden Interessenten das richtige Format im Angebot haben.
Annika Beyer